Die Macht der Schrift

Die Macht der Schrift

Andreas Koop (D)

Typografie und politische Macht: Andreas Koop und sein hochinteressanter Versuch, grafische und politische Ereignisse miteinander in Beziehung zu bringen.

Schrift und Politik, hat das etwas miteinander zu tun? — Auf den ersten Blick kaum, auf den zweiten jedoch viel. Politische Macht bediente sich über die Jahrhunderte immer auch (typo)grafischer Hilfsmittel. Die Herrschaft Kaiser Karls des Großen im 8.Jh. beispielsweise war auch mit der Einführung der Karolingischen Minuskel verbunden, einer klaren und einfachen Schrift, die die Kommunikation und Verwaltung des Riesenreichs entscheidend vereinfachte. Auch die Einführung des lateinischen Alphabets in der Türkei in den 1920er Jahren unter Atatürk war ein entscheidender einschneidender Schritt auf dem Weg zu einem säkular verfassten Staat. — Es gäbe noch viele weitere Beispiele für die Bandbreite an Beziehungen zwischen Herrschafts- und (typo)grafischen Ausdrucksformen, die für das Verständnis, wie Schrift und Grafik im öffentlichen Raum funktionieren, wichtiger sind als man auf den ersten Blick vermeint.  Seit seiner eigenen Studienzeit, die Andreas Koop mit einer Arbeit über das »Erscheinungsbild« der Nationalsozialisten abschloss, beschäftigt er sich neben seiner Tätigkeit als Kommunikationsdesigner mit dem Forschungsprojekt Schrift und Macht. Im Unterschied zu Historikern legt er dabei den Fokus seiner Fragen auf gestalterische Aspekte, die für gewöhnlich wenig Beachtung finden: Wie repräsentiert sich Macht typografisch? Welche Gemeinsamkeiten und Widersprüche lassen sich herausarbeiten? Welche Unterschiede im Umgang mit Schrift und Typografie gibt es zwischen den unterschiedlichen Herrschaftstypen? — Schrift und Typografie bieten jedenfalls ein fein abgestimmtes, nuanciertes und differenziertes Spektrum an Möglichkeiten, um Herrschaft zu legitimieren (wie umgekehrt auch zu delegitimieren, wie oppositionelle Bewegungen und deren grafische Hilfsmittel ebenso eindrucksvoll beweisen).  Andreas Koop folgt in seiner Designforschung einem Ansatz, der durch Experimente und Variationen zeigt, welche Bedeutung Grafik und Typografie im politischen öffentlichen Raum haben können. Schrift und Macht ist ein Beispiel für ein Designforschungsprojekt, das gleichermaßen über und durch Design forscht — und ebenso für Design.

Andreas Koop, ist Kommunikationsdesigner und führt seit 1995 ein renommiertes und vielfach international ausgezeichnetes Designbüro im Allgäu. Schwerpunkte des Büros sind Corporate Design-Entwicklungen, Unternehmenskommunikation und Arbeiten im öffentlichen Raum. Nebenbei arbeitet er seit vielen Jahren an verschiedenen Hochschulen als Dozent für Schrift, Typografie, Editorial- und Corporate Design. Darüber hinaus publiziert er als Autor in Büchern und Zeitschriftenartikeln, beispielsweise seit 2008 in der Kolumne »design: aspekte« in »Novum«. Parallel dazu entwickelte er für »design austria« eine Monografie-Reihe, in der inzwischen fünf Bände erschienen sind. Zwischen 2008 und 2010 entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes an der Zürcher Hochschule der Künste eine Arbeit über die Beziehung von »Schrift und Macht«. Den meisten seiner wissenschaftlichen und essayistischen Arbeiten ist die Verbindung von historischen und gestalterischen Themen gemein. Durch die intensive Auseinandersetzung mit der noch jungen Disziplin der Designforschung versucht Andreas Koop aber auch, über diese Kontextualisierungen und Interpretationen neue Blickwinkel und Wirkungsweisen zu erschließen. Dass ihn nicht nur die Vergangenheit interessiert, sondern auch die Zukunft, unterstreicht der eigens gegründete Geschäftsbereich »oekoop« bei dem nachhaltige und ökologisch sinnvolle Ansätze für und mit Kunden entwickelt werden.

Weiterführende Links
Artikel über Andreas Koop (20er-Innsbrucker Straßenzeitung) 

artikel_ 20er_201206_andreas koop.pdf

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