Formen lesen

Formen lesen

Paulus M. Dreibholz (A/GB)

Was ist die Aufgabe der Typografie? Welche jene des Gestalters? Paulus M. Dreibholz und sein feinsinniges und tiefgehendes »Plädoyer für bewusste Gestaltung«

»Auch in der Typografie ist es der Weißraum, der strukturiert und inspiriert und somit zum aktiv verwendeten Gestaltungselement wird.« — Wer solches schreibt, der ist ein heißer Kandidat für einen Vortrag bei uns. Paulus M. Dreibholz hat diesen schönen Satz in seinem Buch »Formen Lesen« geschrieben. Ein kleines Büchlein, das sich mit gewichtigen Fragen beschäftigt: Was ist Lesen? Wie kommt es dabei zu Bedeutung? Was bedeutet das, gestalten? Und was ist die Aufgabe der Typografie?  Typografie, so Dreibholz, hat viel zu tun mit Erlernen und Erfahrung. Das ganze Leben über verändern sich die Bedingungen, unter denen ein Mensch seine Umwelt wahrnimmt und »liest«. Diese Veränderungen aufmerksam zu beobachten, aber auch die mehr oder weniger gleichbleibenden Strukturen dieser Wahrnehmungen zu beachten, das sind zwei wichtige Aufgaben für GestalterInnen. Sie bilden den Ausgang für die Arbeit des Gestaltens — eine Tätigkeit, die ja gewissermaßen einem Eingriff bei laufendem Motor gleichkommt. Grafikdesign und Typografie ist auch unmittelbarer Teil eben der Gesellschaft, auf die sie einwirkt, woraus sich für Dreibholz eine nicht geringe Verantwortung für den Gestalter und die Gestalterin ableiten lässt.  Sein »Plädoyer für eine bewusste Gestaltung« ist einer der seltenen Versuche, über die Grundlagen von Typografie und Grafikdesign nachzudenken. Für ihn sind Gestaltung und die daran anschließenden Vorgänge des Betrachtens und Lesens keine mechanischen Vorgänge, sondern sie erfassen den Menschen in seiner Gesamtheit: »Die eigentliche Gabe des Menschen ist die gesamtheitliche Betrachtung der Dinge.« — Dieser Satz, den man in Bezug auf Typografie und Grafikdesign wörtlich verstehen sollte, ist einer der wichtigsten in seinem Text. Otl Aicher hat diese Gabe mit »visuellem Denken« umschrieben, und bei Dreibholz mündet dies in eine Zurückweisung von einseitigen Zuschreibungen: »Es gilt weder form follows function noch form follows content, sondern Form ist Funktion und Form ist Bedeutung.«  Dreibholz, der neben seiner Tätigkeit als Gestalter auch an Universitäten in England (wo er lebt) und Österreich unterrichtet, nähert sich dem Thema mit der ihm eigenen Nachdenklichkeit. Schon die Form seines Essays ist Beleg für sein »Plädoyer für bewusste Gestaltung«.

Paulus M. Dreibholz, »Formen Lesen – Ein Plädoyer für bewusste Gestaltung«
Paulus M. Dreibholz, »Formen Lesen – Ein Plädoyer für bewusste Gestaltung«

Paulus M. Dreibholz, ist Typograf und Gestalter in London. Er ist in Graz, Österreich, geboren und aufgewachsen und studierte grafische Gestaltung am London College of Printing und am Central Saint Martins College of Art and Design in London, wo er nach Abschluss seines Studiums auch sein Atelier eröffnete. Seine Arbeiten bezeugen eine Vorliebe für typografische Gestaltung, welche sich in Büchern, Broschüren, Plakaten, visuellen Identitäten, Schriften und anderen Produkten manifestiert. Dreibholz’ Arbeiten wurden mehrfach und international publiziert und ausgezeichnet und waren in zahlreichen Austellungen vertreten. Neben seiner praktischen Arbeit schreibt und veröffentlicht Dreibholz Beiträge über das Thema Gestaltung und unterrichtet am Central Saint Martins College of Art and Design in London und an der Universität für Angewandte Kunst in Wien.

Publikationen

  • Paulus M. Dreibholz: Formen Lesen – Ein Plädoyer für bewusste Gestaltung, ISBN 978-0-9555220-8-6

Weiterführende Links
www.dreibholz.com

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