Warum waren und sind Grafikdesignerinnen kaum öffentlich sichtbar? — Auch wir bei WEI müssen kritisch vermerken: Männer waren (und sind) bei unseren Veranstaltungen deutlich in der Überzahl. Gerda Breuers Vortrag über die bedeutenden Beiträge von Frauen zum Grafikdesign wird den Blick verändern. SRAUM
Kaum ein anderer Berufszweig gilt als so unkonventionell und modern wie das Grafikdesign, deshalb erscheinen Fragen nach Geschlechtergleichheit und Emanzipation hier eigentlich kein Thema. Oder vielleicht doch? Selbst heute noch sind nur wenige Frauen in diesem Bereich angewandter Gestaltung öffentlich sichtbar, historische Vorbilder fehlen fast gänzlich. ¶ Seit den Anfängen ihrer Professionalisierung haben Grafikdesignerinnen aktiv und erfolgreich gearbeitet, dennoch wurden Frauen bis auf wenige Ausnahmen nicht in die »offizielle« Designgeschichte aufgenommen. In dem jüngst erschienenen Buch »Women in Graphic design« wird der Frage nach den Ursachen dieser Asymmetrie nachgegangen und gezeigt, wie sich die Geschichte der Frauen heute noch in ihrer Berufssituation spiegelt, aber auch, welche neuen Formen sie angenommen hat. ¶ Gerda Breuer, bekannt durch unterschiedlichste Museums- und Ausstellungsarbeiten und seit 1995 Professorin für Kunst- und Designgeschichte in Wuppertal, gelingt es als Mitherausgeberin des erwähnten Buchs, den Blick auf eine parallel zur bekannten, männerdominierten Geschichte des Grafikdesign freizumachen und belegt, dass Frauen nicht erst seit Kurzem, sondern von Anfang an eine substanzielle Rolle in der Entwicklung der visuellen Kommunikation zukommt.
Gerda Breuer, geboren 1948. Studium der Kunstgeschichte, Baugeschichte, Philosophie und Soziologie in Aachen, Ann Arbor (Michigan, USA) und Amsterdam. Lehrtätigkeit in Ann Arbor (USA), Leiden (Niederlande, Aachen, Bielefeld und Köln. Internationale Museums- und Ausstellungstätigkeit. 1985–1995 Leiterin von drei Museen: Industriemuseum Cromford, Ratingen; stellvertretende Leiterin der Rheinischen Industriemuseen; stellvertretende Leiterin der Mathildenhöhe, Darmstadt. Leiterin von Haus Deiters, Museum Darmstädter Künstler des 19. Jahrhunderts. Seit 1995 Professorin für Kunst- und Designgeschichte an der Bergischen Universität Wuppertal. Vorsitzende des Instituts für angewandte Kunst- und Bildwissenschaften. Leiterin der dortigen Designsammlung. 2005-2011 Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirates der Stiftung Bauhaus Dessau. Veröffentlichungen zur Kunst-, Fotografie- und Designgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts.
Publikationen (Auswahl)
Die Erfindung des Modernen Klassikers. Moderne und ewige Aktualität, 2001
Designgeschichte ausstellen. Die Designsammlung der Universität Wuppertal, Wuppertal 2005
Das Gute Leben. Der Deutsche Werkbund nach 1945, Tübingen, Berlin 2007
Walter Gropius. Amerikareise 1928, Wuppertal 2008
zs. mit Pia Mingels u. Christopher Oestereich: Hans Schwippert (1899–1973). Moderation des Wiederaufbaus, Berlin 2010
Max Burchartz (1887–1961). Künstler. Typograf. Pädagoge, Berlin 2010
Werner Graeff (1901–1978). Der Künstleringenieur, Berlin 2010
zs. mit Julia Meer: Woman in Graphic Design 1890–2012 — Frauen und Grafik-Design. jovis Verlag, Berlin, 2012
zs. mit Sabine Bartelsheim und Christopher Oestereich: Lehre und Lehrer an der Folkwangschule für Gestaltung in Essen — Von den Anfängen bis 1972. Ernst Wasmuth Verlag, Tübingen/Berlin, 2012.
Weiterführende Links
www.gerdabreuer.de