Projektgespräch: MAK Lab APP
Die Design- und Animationsstudios LWZ und Huangart haben mit der Gestaltung und Programmierung der "MAK LAB APP" beim Joseph Binder Award Gold in der Kategorie "Screen Design" gewonnen. Wir haben mit Martin Lorenz (LWZ) und Florian Lechleitner (Huangart) über die Entwicklung der App gesprochen.
Ihr habt für das Museum für angewandte Kunst in Wien eine App gestaltet, die das dortige Design Lab als digitales Vermittlungsmedium ergänzt. Was ist das MAK Design Lab überhaupt?
Das Design-Lab ist die größte permanente Designausstellung Österreichs. Auf einer Fläche von 2000 m2 wird dort vermittelt, wie Design unsere Gesellschaft positiv verändern kann, welche Rolle es in unserem Alltag spielt, wie Design unsere Welt und unser Zusammenleben gestaltet. Ganz stark geht es da unter anderem um Aspekte wie Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft, Kilmawandel, Partizipation aber auch künstliche Intellgenz oder Digitalisierung. Das ganze wird dort in den Kontext der MAK-Sammlung gestellt. Ein Sonderkapitel heißt beispielsweise„Design Dilemma“. Dort ist unter Anderem eine 3D-druckbare Schusswaffe ausgestellt. Das ist einerseits von der Technologie her cool, andererseits kann man natürlich enormen Schaden anrichten.
Von Euch stammt das Gestaltungskonzept für die gesamte Ausstellung und die dazugehörige App?
Genau! Das war eine lange Entwurfsphase und ein intensiver Prozess. Schlussendlich zieht sich jetzt das Konzept stringent durch den gesamten Auftritt, vom Plakat bis zur App. Zentral ist, dass wir jedem thematischen Raum in der Ausstellung ein grafisches Muster zugeordnet haben, jeder Raum ist also an seinem Muster wiedererkennbar, das schafft Orientierung.
Was war bei der Entwicklung der App wichtig? Was war das Konzept?
Wir haben von Anfang an darüber nachgedacht eine „progressive Webapp“ zu entwickeln, denn dem MAK war es wichtig, nichts Gedrucktes zu Produzieren, das man nicht ständig neu adaptieren muss. Wir wollten keinen klassischen Audioguide sondern ein interaktives und interessantes Werkzeug, das einen Mehrwehr für die Leute schafft. Wir haben uns gefragt, wie kriegt man die Leute ins Museum, wie vermittelt man Wissen ? Und vor allem: wie lässt sich eine analoge Ausstellung in den digitalen Raum übersetzen und beides miteinander verknüpfen? Wir wollten also Synergien schaffen und sowohl vor Ort ein besseres Besuchererlebnis generieren, als auch Menschen von zu Hause den Zugang zu den Ausstellungsstücken ermöglichen.
Die grundlegende Idee ist, dass jedes Objekt eine Nummer hat, wie im klassischen Museum. Über den Zahlenblock vom Handy kann man sich dann seinen eigenen Pfade duch die Ausstellung erzeugen. Wenn du zum Beispiel von links oben nach rechts unten swipest, dann ergibt das 1-5-9, was umgelegt auf dei Nummern eine Kombination von Artefakten ergibt. Oder du interessierst dich für das Thema Klimawandel, dann hast du eine kuratierte Auswahl an Objekten im Instagram-Storyformat. Bei jedem Objekt bekommst du zusätzliche Informationen zu den Objekten und links zu weiterführenden Fakten. Die Pfade, die nun in der App vorkommen, stammen übrigens aus einem „Citizen Science Ansatz“ des MAK, es waren also viele unterschiedliche Menschen involviert.
Welche Herausforderungen seht ihr zukünftig beim Thema App-Design?
Ich sehe das vor allem in der Nachhaltigkeit. Die MAK LAB APP ist eine sehr interaktive App mit vielen Animationen, die ein sehr hohe Rechenleistung haben. Rechenleistung ist im Prinzip gleich Stromverbrauch. Jeder von uns hat heute einen kleinen Computer in der Hosentasche, der Strom verbraucht – aber es fällt uns gar nicht auf. Das Internet per se benötigt mehr Strom als der Flugverkehr.
Über diese Entwicklungen machen wir uns als Gestalter und Programmierer Gedanken, das wollen wir in unseren Handwerk ernst nehmen. Wir möchten nicht nur sagen: weniger Fleisch essen, weniger Auto fahren, sondern wollen uns als Designer die Frage stellen: Wie können wir ressourcenschonender arbeiten?
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