Schon immer versuchten GestalterInnen Ideen für eine zukunftsfähige Gesellschaft zu visualisieren und sich damit in den Lauf der Welt einzumischen, anstatt sich mit künstlicher Bedürfniserzeugung und ästhetischer Behübschung zufrieden zu geben. In einem Doppelvortrag thematisieren zwei DesignforscherInnen die Evolution in der Rolle des Designers und rufen auf, dessen Potenzial als „Problemlöser“ zu entdecken.
Michael Leube forscht als Anthropologe über humanitäres und partizipatives Design und die Anthropologie des Konsums. Er sieht sich mit einer Flut sinnloser Produkte, künstlicher Bedürfnisse und gedankenloser Ressourcenverschwendung konfrontiert, und obwohl viel von User-Centered- und Social-Design geredet wird, ist eine echte Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen des Menschen seiner Meinung nach immer noch selten. Ulrike Haele ist Teil des IDRV (Institute of Design Research Vienna), dessen zentrale Frage es ist, welchen Beitrag Designwissen zu einem Wandel in Richtung einer sozial und ökologisch verträgliche Kultur leisten kann. Sie spricht über das Projekt „StadtFabrik. Neue Arbeit. Neues Design“, das die Evolution in der Designpraxis hin zu alternativen Konsum-, Produktions- oder Interaktionsformen thematisiert und etwa Open-Source-Strategien, Gemeingüter, Interdisziplinarität etc. Zu Grunde liegt ein offener Gestaltungsbegriff, der weit über das Produktdesign hinausgeht.
Anschließend Diskussion mit den Vortragenden, sowie Kris Krois (Leiter Masterstudiengang Eco-Social Design der Universität Bozen) und Andreas Flora (assoz. Prof. am Institut für Gestaltung Studio 1, Architekturfakultät der Uni Innsbruck).
In Kooperation mit:
Ulrike Haele studierte Publizistik, Kommunikations-, und Politikwissenschaft sowie Industrial Design. Seit 2010 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institute of Design Research Vienna (IDRV), leitete oder unterstützte u. a. die Projekte „Wie leben?“ (Sparkling Science 2014–16), „StadtFabrik“/Ausstellung „Neue Arbeit. Neues Design“ (MAK 2017), Publikation “Werkzeuge für die Designrevolution. Designwissen für die Zukunft“. Sie ist Lektorin an der NDU St. Pölten; aktueller Forschungsschwerpunkt: Postwachstumsdesign
Michael Leube, geb in Innsbruck, aufgewachsen in den USA, studierte in Berkeley, Wien und Zagreb Anthropologie und Humanbiologie. Er war als Journalist für Umweltschutzthemen, als Wissenschaftler und Entwicklungshelfer und als Anthropologe in Madrid tätig. Lehrtätigkeit an zahlreichen Universitäten, derzeit an der FH Salzburg an der Schnittstelle zwischen Anthropologie und Design.