Das New Yorker Grafikstudio mit Innsbrucker Wurzeln entwirft und programmiert datengesteuerte Webanwendungen, die enorme Informationsmengen in inspirierende Geschichten verwandelt und sie dadurch lesbar und verständlich machen. Ein Vortrag über die objektive und subjektive Unmöglichkeit der visuellen Darstellung von quantitativen und qualitativen Daten.
Die Gestaltung von Informationen ist im Grunde eine kuratorische Arbeit. Sie muss die Frage stellen: Wie können NutzerInnen Daten am besten aufnehmen, erkunden und verstehen? Die Anwort besteht für Hermann Zschiegner und sein Büro two-n darin, eine interaktive, datengesteuerte Erzählung zu entwerfen. Eine Geschichte, die Neugier weckt und ihren „Lesern“ auf inspirierende, unverkrampfte Art ermöglicht, neue Erkenntnisse und Einsichten zu gewinnen. Kunden treten an two-n meist mit einer These heran, die sie publizieren wollen, und mit Daten, die diese untermauern. In gemeinsamer Entwicklungsarbeit ensteht dabei als Ergebnis eine solche datengesteuerte „Story“. Two-n hat dabei mit einigen der größten Unternehmen im Datenbusiness zusammengearbeitet.
Heute werden enorme Datenmengen generiert, gesammel und gespeicher, „Big Data“ ist ein vielzitiertes Schlagwort. Intelligente Schnittstellen und Werkzeuge werden dabei immer wichtiger, um diese Information zur Verfügung zu stellen. Eine besondere Herausforderung sind dabei für Hermann Zschiegner qualitative Daten. Der „Art Genome Browser“ ist beispielsweise eine globale, interaktive Kunst-Plattform mit dem Ziel, „Kunst für jedermann mit einer Internetverbindung zugänglich zu machen“. Ein anderes Projekt, die „Gender Map“, visualisiert die Entwicklung von Unternehmen im Bezug auf Fähigkeiten und qualitative Imputs ihrer Mitarbeiter und lenkt dabei das Augenmerk besonders auf das Geschlecherverhältnis. Und die „Virtual Library“ stellt den Bestand einer riesigen Bibliothek als dreidimensionales Orientierungssystem dar.
Daneben nimmt two-n sich aber auch die Freiheit, die Disziplin des Informationsdesign ironisch auf die Schaufel zu nehmen: Etwa in Form der ersten farbbasierten Darstellung der vier Millionen Kommastellen der berühmten Zahl Pi.
Hermann Zschiegner, geboren 1971, Studium der Architektur an der Universität Innsbruck und an der Columbia University in New York. Danach Mitarbeiter im Büro Asymptote, New York und Mitglied der „Strategic Architecture Group“ an der New York Stockexchange, gründete er im Jahr 2005 sein eigenes Grafikbüro mit dem Schwerpunkt Datenvisualisierung und Informationsästhetik. Seine Arbeit wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit drei „Awards for Design Excellence“ des renommierten Communication Arts Magazin. 2013 publiziert Zschiegner das Buch „Various Small Books“ (MIT Press) über den Künstler Ed Ruscha und kuratiert die Ausstellung „Ed Ruscha - Books & Co.“ (Gagosian Gallery, New York und Museum Brandhorst, München)