Grafikdesign wird zwar viel gesehen, aber selten gezeigt. Dabei formen Grafikdesigner mit ihren Linien, Farben, Logos, Schriften und Bildern ein Land wahrscheinlich ebenso wie Wind und Wetter … ein Klimaphänomen der besonderen Art, das eine grafische Landschaft schafft, die im Kopf der Betrachter entsteht.
Mit der Ausstellung »Ikonen und Eintagsfliegen. Arthur Zelger und das Grafikdesign in Tirol« zeigt das Innsbrucker Forum für visuelle Gestaltung WEI ab Dezember im aut. architektur und tirol erstmals eine Schau zum Tiroler Grafikdesign von 1950 bis heute. Im Mittelpunkt steht dabei Tirols wohl bekanntester Grafiker, Arthur Zelger. SRAUM
Ausgebildet im Wien der 1930er-Jahre, prägte er das Grafikdesign in Tirol nach 1945. Seine Arbeiten und noch nie gezeigte Skizzen und Entwürfe eröffnen einen faszinierenden Blick hinter die Kulissen grafischer Arbeit. Sie erzählen die Entstehungsgeschichte von Plakaten und Logos nach, die zu Ikonen wurden — obwohl sie eigentlich nie mehr sein wollten als »Eintagsfliegen«, wie es Zelger selbst in einem späten Interview ausdrückte.
Ausführliche Informationen zum Ausstellungsprojekt finden Sie auf der Ausstellungswebsite.
Seine Arbeiten werden begleitet von jenen weiterer bedeutender Gestalter des Landes: seinen Vorläufern ebenso wie jenen von Zeitgenossen, unter ihnen Ernst Insam, Maria Rehm, Gustav Sonnewend oder Helmut Benko. Beispiele herausragender grafischer Arbeiten bis herauf in die Gegenwart runden die Ausstellung ab. Sie skizziert damit eine Geschichte des Tiroler Grafikdesigns und setzt sie in Beziehung zu Entwicklungen in der unmittelbaren Nachbarschaft: der Schweizer Grafik, der Mailänder Designszene, der Hochschule für Gestaltung (HfG) Ulm — dort entstand in den 1950er-Jahren jenes Grafikdesign, das selbst heute noch als »modern« gilt.
Aber was macht diese Grafik »modern«? Und welche Spuren finden sich darin im Tiroler Grafikdesign? Wie ist die »moderne« Tourismuswerbung in Tirol entstanden? Wie wird darin eine Landschaft durch Abstraktion zu einem »Image«? Welche Menschenbilder werden — bewusst oder unbewusst — konstruiert? Wie wird bei einem Logo Schrift zu einem Bild? Was bedeutet der Wandel vom Künstlerplakat hin zu systematischen grafischen Erscheinungsbildern der Gegenwart?
Die Ausstellung wirft spannende Fragen auf und unternimmt erstmals in Tirol den Versuch, grafische Gestaltung aus einer kulturgeschichtlichen Perspektive zu betrachten und damit eine Skizze zu Geschichte und Gegenwart des Tiroler Grafikdesigns zu entwerfen. Und natürlich versucht sie, diese sprichwörtlich augenfällige Thematik in genussvoller Weise ins Bild zu setzen — in der Ausstellung ebenso wie in dem sie begleitenden Katalog (Haymonverlag, 464 Seiten).
Nach der Ausstellung in Innsbruck vom 5. Dezember 2014 bis 14. Februar 2015 wird diese vom 23. Juni 2015 bis 06. September 2015 auch im designforum in Wien gezeigt.
Die Ausstellung wurde kuratiert von
Anita Kern (Leitung), Kurt Höretzeder, Markus Weithas
noch mehr Information unter
www.weissraum.at/ikonen
Videomaterial:
Kurzbeitrag zur Ausstellung
digitale Führung und Interviews mit den KuratorInnen
Dank für die Videos an Thomas Osl !