Siegfried Höllrigl und seine Offizin S. Meran – Werkstatt für Literatur, Typografie und Grafik

Siegfried Höllrigl und seine Offizin S. Meran – Werkstatt für Literatur, Typografie und Grafik

Siegfried Höllrigl (I)

Einblicke in die alte Tradition des Setzens, Druckens und Büchermachens: Siegfried Höllrigls literarische und bibliophile Welt.

Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus am Inn
Es gibt Orte, die, obwohl aus der Zeit gefallen, eigentlich ganz in der Zeit sind. Die kleine Druckerwerkstätte von Siegfried Höllriegl in Meran ist so einer. Nur unweit von den geschäftigen Einkaufsstraßen der Kurstadt gelegen, mittendrinnen und dennoch abseits, eröffnet sich eine vergangene Welt: kein Computer, kein kreatives Hyperventilieren, kein Design, kein Lifestyle. Dafür Ruhe, tausenderlei Zeugs, der Geruch nach Druckfarbe und Papier und dann und wann das laute Rattern einer Druckmaschine. Irgendwo dazwischen ein bedächtiger, älterer Mann, der Begründer der Offizin S. — Werkstatt für Literatur, Typographie und Graphik: Siegfried Höllrigl.  Hier kann man erleben, wie nahe sich Buchkunst und Literatur kommen können. Was natürlich auch mit diesem eher stillen, hageren Mann zu tun hat: Er ist Mitbegründer der Südtiroler Autorenvereinigung und selbst Schriftsteller. 2011 erschien sein schöner Reisebericht »Was weiß der Reiter vom Gehen«, Tagesnotizen einer Wanderung von Basel nach Istanbul.  Mit derselben Beharrlichkeit, die es zu solch einem Marsch braucht, betreibt er auch seine Buchdruckerkunst. In den drei kleinen Räumen seiner Werkstätte gehen Mensch und Maschine eine Verbindung ein, die es heute fast nicht mehr zu beobachten gibt, schon gar nicht in der zeitgenössischen Grafik, die sich zum überwiegenden Teil auf die Arbeit am Computer beschränkt.  Man muss das nicht romantisch überhöhen, das traditionelle Setzen und Drucken sind anspruchsvolle, anstrengende Tätigkeiten. Aber trotzdem erzählen all die Beschwerlichkeiten von einer Zeit, in der literarische und grafische Arbeit noch nicht in Massenproduktion umgeschlagen sind. Sie erzählen — fast noch wichtiger — von einer Zeit, in der schon die Entstehung, Haptik und Körperlichkeit eines Druckwerkes dessen Bedeutung, Wichtigkeit, vielleicht Dringlichkeit zum Ausdruck brachten und ihm allein dadurch eine gewisse Dauer mit auf den Weg gaben. Im traditionellen Hand- oder Maschinensatz waren jede Linie, jeder Buchstabe, jede Textzeile und jede schließlich fertig gestaltete Seite das Ergebnis umständlicher technischer Abläufe, in denen jede Abweichung vorgegebener Pfade sowohl technisch wie auch gestalterisch rasch die eng gesetzten Grenzen auslotete. Buchgestaltung war Handwerk und Kunst zugleich.  Davon ist in der heutigen Produktion von Büchern (und leider auch: jener von Texten) oft nur mehr wenig spüren. Insofern hat Höllrigls Arbeit mehr als nur nostalgische Bedeutung: Sie ist Beleg nicht nur einer bestimmten Buchgestaltung, sondern auch einer bestimmten literarischen Kultur, der es zu allererst um die Literatur selbst und die Schönheit gestalteter Texte geht. Jedes der Bücher, Plakate und dann und wann in kleinen oder Kleinstauflagen hergestellten Akzidenzien in der Werkstätte von Siegfried Höllrigl stellt etwas Besonderes dar, zu allem gibt es Anekdoten, Geschichten und Erinnerungen. Kein Wunder, dass sie hohe Anerkennung im Kreis bibliophiler Literatinnen und Literaten genießt – unter ihnen Klaus Merz, Friederike Mayröcker, Sarah Kirsch oder Peter Handke.  Diese Veranstaltung der wei sraum-Reihe schöne bücher erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus am Inn und gibt eine gute Gelegenheit, diese heute weitum einzigartige Form von Gestaltungsarbeit näher kennenzulernen. Ein locker gehaltener Abend mit vielen Arbeitsproben; Siegfried Höllrigl wird zudem kurze Ausschnitte aus seinem Buch »Was weiß der Reiter vom Gehen«, Aufzeichnungen seiner Wanderung zu Fuß nach Istanbul, lesen.

Siegfried Höllrigl, geboren 1943 in Meran, nach einer Schriftsetzerlehre Maschinensetzer und Korrektor, Reifeprüfung am Kunstlyzeum in Verona. Gründungsmitglied der Südtiroler Autorenvereinigung. 1968 Gründung eines Forums für Berufliche Weiterbildung, des Typografen Clubs Südtirol. 1985 Einrichtung einer eigenen Werkstatt in Bozen, seit 1987 angesiedelt in Meran als Offizin S. Werkstatt für Literatur, Typografie und Grafik. Herausgabe von zahlreichen bibliophilen Editionen.


Publikationen

  • Siegfried Höllrigl, »Was weiß der Reiter vom Gehen. Zu Fuß an den Bosporus«, Innsbruck: iup (edition laurin), 2011, ISBN 3902811196

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