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Gedenkort Reichenau

Abgeschlossener Ideen- und Gestaltungswettbewerb

Die Landeshauptstadt Innsbruck lobte im Oktober 2023 in Zusammenarbeit mit WEISSRAUM. Designforum Tirol einen geladenen, zweistufigen Ideen- und Gestaltungswettbewerb zur Entwicklung eines Konzepts für den »Gedenkort Reichenau« aus, mit dem Ziel, den für diesen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur in der Landeshauptstadt passenden Partner zur Umsetzung zu finden.

Ausgangssituation:
Das Projekt mit dem Arbeitstitel »Gedenkort Reichenau« erinnert an den umfangreichen 
NS-Lagerkomplex im Stadtteil Rossau in etwa auf dem Gelände des heutigen Gewerbegebiets bzw. der IIG und des städtischen Gartenamtes, in dem zwischen 1941 bis 1945 tausende Menschen zu Unrecht inhaftiert waren und über (derzeit namentlich bekannte) 114 Menschen ermordet wurden. Darüber hinaus wurden von dort aus Hunderte in Konzentrationslager wie Mauthausen und Auschwitz deportiert.

Seit 1972 erinnert ein Gedenkstein neben dem Eingang zur IIG und zum städtischen Recyclinghof an diesen in vielfacher Hinsicht dunklen Punkt in der Geschichte der Stadt Innsbruck. Diese Form des Erinnerns entspricht jedoch in keiner Weise mehr den Anforderungen an eine zeitgemäße Erinnerungskultur. – Eine vom Kulturausschuss des Gemeinderates eingesetzte Kommission hat deshalb nach intensiver Vorarbeit einen Vorschlag ausgearbeitet, den »Gedenkort Reichenau« Innsbruck neu zu gestalten und schlägt dafür eine Stelle zwischen Geh- und Radweg am Inn als neuen Standort vor.

Aufgabenstellung:
Der geplante Gedenkort soll folgende Eckpunkte umfassen:

  • Eine künstlerische Intervention als Aufmerksamkeit erregendes Element.
  • Ein flexibles und erweiterbares System zur Vermittlung von zusammenfassenden Informationen.
  • Ein flexibles System, das an alle nachweislichen Toten individuell erinnert und ausbaubar ist, sobald neue Erkenntnisse vorliegen.
  • Eine Möglichkeit einer wetterfesten Überdachung für bis zu 30 Personen (Schulklasse).
  • Pädagogisch-didaktisch aufbereitetes Material für Schulen und Erwachsene sowie eine Plattform im Internet für die Vermittlung weitergehender Informationen.
  • Ein Leitsystem von der Station „Jugendherberge“ bis zum Gedenkort.
  • Entwicklung eines „Markenauftritts“ im Rahmen des Corporate Designs der Stadt Innsbruck.

Prozedere: Open Call und Geladener Gestaltungswettbewerb
Als erste Stufe wurden in einem Open Call interessierte Arbeitsgemeinschaften aufgerufen, sich für die Teilnahme am Ideen- und Gestaltungswettbewerb zu bewerben. Eine Vorjury hat anhand der eingereichten Portfolios nach eingehender Diskussion folgende sechs Arbeitsgemeinschaften für die Teilnahme am geladenen Ideen- und Gestaltungswettbewerb ausgewählt (in alphabetischer Reihenfolge):

  • ARGE Bablick–Denzer–Machat–Schlorhaufer–Zschiegner
  • ARGE Felder–Gögl–Sila–Specht
  • ARGE Flotzinger-Bortolotti–Furman–De Beauclair–Vostrel–Rath&Winkler–Sommerauer
  • ARGE Six-Petritsch–Rieper–Grilj
  • ARGE Tracing Spaces–Ingrid Holzschuh–Seite Zwei
  • ARGE Wassermann–Muxel–Morgenrot

Die eingeladenen Arbeitsgemeinschaften haben ihre Gestaltungskonzepte für den »Gedenkort Reichenau« im Februar 2024 vor einer Jury präsentiert. Nach Abschluss der Präsentationen wurden die einzelnen Präsentationen von einer Jury umfassend diskutiert und beurteilt. Im Rahmen der Jurysitzung konnte aber noch keine endgültige Entscheidung herbeigeführt werden sondern es wurde entschieden, die Projekte von zwei Arbeitsgemeinschaften – ARGE Bablick–Denzer–Machat–Schlorhaufer–Zschiegner und ARGE Wassermann–Muxel–Morgenrot – zu einer Überarbeitung und Nachpräsentation eingeladen.

Im April 2024 wurden die beiden überarbeiteten Gestaltungskonzepte neuerlich vor einer Jury präsentiert und im Anschluss von dieser wieder ausführlich diskutiert.

Juryzusammensetzung (bei beiden Jurysitzungen):

Fachjury:

Roland Gnaiger — Architekt, Bregenz — Juryvorsitz
Gabriele Hammermann — Leiterin KZ-Gedenkstätte Dachau — Stv. Juryvorsitz

Wolfgang Andexlinger — Leiter Stadtplanung, Landeshauptstadt Innsbruck
Sabine Dreher — Informationsdesignerin, Liquid Frontiers, Wien
Gisela Hormayr — Freischaffende Historikerin, Bad Häring
Heidi Schatzl — Freischaffende Künstlerin, Wien

Sachjury:

Isabelle Brandauer — Leiterin Kulturamt, Landeshauptstadt Innsbruck
Ingrid Böhler — Universität Innsbruck, Institut für Zeitgeschichte
Christoph Haidacher — Leiter Tiroler Landesarchiv, Land Tirol
Irene Heisz — Vorsitzende des Kulturausschusses, Landeshauptstadt Innsbruck
Lukas Morscher — Leiter Stadtarchiv/Stadtmuseum, Landeshauptstadt Innsbruck
Uschi Schwarzl — Kulturstadträtin, Landeshauptstadt Innsbruck

Stille Beobachter bzw. Beratende Jurymitglieder (ohne Stimmrecht):
Alexa Baumgartner — Mitarbeiterin Stadtplanung, Landeshauptstadt Innsbruck
Christina Alexandridis — Mitarbeiterin Kulturamt, Landeshauptstadt Innsbruck
Matthias Egger — Mitarbeiter Stadtarchiv/Stadtmuseum, Landeshauptstadt Innsbruck
Stefan Graf — Bundesdenkmalamt, Landeskonservatorat für Tirol, Innsbruck
Barbara Hausmair — Universität Innsbruck, Institut für Archäologie
Niko Hofinger — Mitarbeiter Stadtarchiv/Stadtmuseum und Freischaffender Historiker, Innsbruck
Günter Lieder — Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg, Innsbruck
Markus Margreiter — Mitarbeiter Kulturamt, Landeshauptstadt Innsbruck
Markus Pinter — Leiter Amt für Grünanlagen, Landeshauptstadt Innsbruck
Sabine Pitscheider — Freischaffende Historikerin, Hall in Tirol


Ergebnis der Nachpräsentation und Juryempfehlung:
In der Jurysitzung am 26. April 2024 wurde das Projekt der ARGE Bablick–Denzer–Machat–Schlorhaufer–Zschiegner von der Jury mehrheitlich auf den ersten Platz gereiht und zum Sieger des Ideen- und Gestaltungswettbewerbs erklärt und dem Auftraggeber zur weiteren Umsetzung empfohlen.

Die Begleitung durch die Jury und WEISSRAUM. Designforum Tirol waren damit abgeschlossen.

Die eingereichten Wettbewerbsbeiträge inklusive Gewinnerprojekt wurden von 16.–25. Oktober 2024 in einer Ausstellung im WEISSRAUM. Designforum Tirol gezeigt (siehe hier).

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